Mein Weg in die Klarheit – Part 1

Vor etwas mehr als zwölf Jahren hat mir mein Körper den Stecker gezogen. All die erlernten Muster und Methoden, um nicht hinsehen und hinhören zu müssen, haben nicht mehr funktioniert.

Ich kriege keine Luft
Spulen wir also etwas zurück…ich lag auf der Notfallstation und konnte kaum noch atmen. Es fühlte sich an, als hätte jemand ein Betonklotz auf meine Brust gelegt, der mich langsam erdrückt. Auf dem linken Lungenflügel waren, gemäss den Ärzten, nur nur noch sehr geringe Atemgeräusche feststellbar. Das waren die Folgen eines spontanen Pneumothoraxes, der dann behandelt wurde. 

No more «Ablenkungs- und Wegdrückknopf»
Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich für mehrere Wochen zu Hause die Ruhe und das Nichtstun aushalten. Mein geliebter «Ablenkungs- und Wegdrückknopf» leuchtet innerlich wie wild auf und schrie die ganze Zeit: «Push this button». Doch ich war erschöpft.
Die ganze Geschichte hatte mir psychisch und physisch mehr zugesetzt, als ich wahrhaben wollte. Doch ich war jung, sportlich und erholte mich entsprechend schnell wieder. Sobald es körperlich einigermassen ging, drückte ich den «Ablenkungs- und Wegdrückknopf» wieder und probierte da weiter zu machen, wo ich aufgehört hatte.
Auf Grund des Pneumothoraxes hatte ich gewisse Einschränkungen, aber das konnte ich gut justieren. Anstelle von Kraft- und Ausdauersport, ging ich auf den Crosstrainer und in den Wald, ich annullierte den Flug nach New York und Boston und plante dafür einen zweiwöchigen Roadtrip mit dem Auto durch Europa, anstelle von sechs Überstunden die Woche und Wochenendeinsätzen, hatte ich vielleicht noch zwei und ruhte mich am Wochenende vermehrt aus.

Keine Erklärung, also muss ich nichts ändern
Wenn man das so liest, dann hört sich das ein wenig verrückt an, ich weiss.
Aber dazumal war das völlig legitim für mich. Denn die Ärzte konnten sich meinen spontanen Pneumothorax nicht erklären. Also erhielt ich auch keine Ratschläge, wie ich das ein weiteres Mal verhindern könnte oder was ich bei mir verändern sollte, weil dünn und sportlich war ich ja schon. Also schlussfolgerte ich, dass dies alles ein dummer Zufall ist und es nichts mit mir oder meinem Verhalten zu tun hatte.

Rückblickend würde ich es so beschreiben: ich war in meinem Leben so weit von meinem Herzensweg abgekommen bzw. getrennt von meiner Seele unterwegs, dass ich gar nicht in der Lage war die Zeichen zu verstehen, geschweige denn zu deuten.
Damit ich das aber endlich begriff, musste mir das Leben auf dem Silbertablett das gleiche Problem nochmals präsentieren.

Der zweite spontane Pneumothorax
Auf den Tag genau vier Monate später, hatte ich einen zweiten Pneumothorax. Dort erhielt ich jedoch nicht nur eine Thoraxdrainage, sondern es wurde mir empfohlen eine Pleurodese durchführen zu lassen. Diese Operation dauerte etwas mehr als zwei Stunden und verlief gemäss den Ärzten gut.
Die Heilungsschmerzen waren jedoch so enorm, dass ich über Wochen hinweg starke Schmerzmittel nehmen musste.
Ich war nur noch eine Hülle meiner selbst, konnte nichts als liegen und fühlte mich von meinem eigenen Körper im Stich gelassen und in meinem Kopf tobte es. 

Unerklärliche Schmerzen
Als ich die Tabletten absetzte, hatte ich unterhalb des Brustbeins immer wieder starke Schmerzen, vor allem nach dem Essen. Ich ging ins Spital zur Abklärung. Doch das Röntgenbild zeigte nichts Verdächtiges. Der Chefarzt der Thoraxchirurgie konnte sich diese Schmerzen nicht erklären und versicherte mir, dass an dieser Stelle weder vor, noch nach der Operation etwas gemacht wird. Er schlug mir vor, dass ich die Stelle mit Schmerzmitteln, die ja auch entzündungshemmend sind, unterspritzen lassen könnte.
Mein Verstand konnte dieser Methode sogar etwas abgewinnen und sie auch nachvollziehen, doch es fühlte sich einfach nicht richtig an.
Da ich ja anscheinend nicht in Lebensgefahr schwebte, verliess ich das Spital ohne Folgetermin.

Wendepunkt
Das war ein grosser Wendepunkt in meinem Leben, da war ich Mitte zwanzig.
Denn zum ersten Mal vernahm ich diese Stimme in mir, die mit mir redete bzw. mich eigentlich bereits anschrie UND ich hörte auf sie.

Ich wusste in dem Moment instinktiv, dass das nicht die Lösung für mich ist. Also machte ich mich auf den Weg, um selbst eine Antwort zu finden.

Vertrau deiner inneren Stimme
Das war mein erster Schritt auf meinem eigenen, ganz persönlichen, Weg in meine Klarheit. Ich vertraute meiner Intuition, ging los und suchte zum ersten Mal «bewusst» nach Antworten. Und ich sollte recht behalten.

Die Folgegeschichte findest du hier Raus aus den Schmerzen – rein in eine neue Welt